Gary Hill: Suspension of Disbelief (for Marine), 1991 ⇒
Die Arbeit »SUSPENSION OF DISBELIEF« [etwa: Aussetzung des Unglaubens] zeigt auf dreißig Monitoren – in einer Reihe über Augenhöhe an einer Aluschiene montiert – einen weiblichen und einen männlichen nackten Körper. Der Fluss der beinahe nur schemenhaften Bilder, wird ständig unterbrochen: die Körper driften aufeinander zu, überlagern sich, kommen aber doch nicht zusammen. Die Wahrnehmung gleicht einem Nachbild, etwas das vor dem geistigen Auge erscheint, nachdem der Blick sich bereits abgewandt hat. Die ätherischen Bilder, ihr sanft pulsierendes Erscheinen und die schiere Länge der Installation lassen eine gewohnte filmische Rezeption nicht zu. Der Anschein diskreter Scheuheit – angesichts der entblößten Körper – steigert sich zur unüberwindlichen Distanz bedingt durch das elektronische Medium.
Medien und Körper ⇒
Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die apparativen Medien, den Blick auf den Körper zu verändern: Die Fotografie zerlegte den Körper durch die Aufnahme von Details in einzelne Elemente und erzeugte so eine apparative, fragmentierte Anatomie. Film und Video befreiten den Körper aus dem Gefängnis des unbewegten Bildes. Ab dem Ende der 1960er-Jahre ermöglichten Closed Circuit-Videoinstallationen Körper nicht nur von vorne, sondern von allen Seiten, nicht nur im Hier und Jetzt, sondern auch in der unmittelbaren Vergangenheit zu zeigen. Die Medien haben das Körperbild verändert und damit den Körper selbst.