VR 360° - kusel

Tickets für teure Dampfschiffsfahrten waren für die meisten Wandermusikanten nur schwer zu bezahlen. Wenn sie das Glück hatten, als Bordkapelle engagiert zu werden, konnten sie Transportkosten sparen. Oft waren sie unter prekären Bedingungen im Zwischendeck untergebracht. Hier ebenfalls zu sehen: Speisekarte (unten links) und Postkarte (unten rechts).

In den Stimmheften des Wandermusikers Michael Gilcher ist ein Galopp namens "Abdallah" zu finden (rechts). Diese Noten sind das Produkt einer schaurigen und tragischen Geschichte. In den Jahren 1862-1864 tourte die Kapelle von Michael Gilcher mit dem Circus Burton durch Australien. In der Presse wurden die Artisten als die beste und größte Truppe angepriesen, die der Kontinent je gesehen hatte. Besondere Aufmerksamkeit wurde den indischen Schwertkünstlern Mahomed Cassim und seinem Bruder Abdallah gewidmet. Ihre mitreißende Performance war die Sensation der Show. Doch im Januar 1863 wurden die beiden Brüder des Mordes an einem Landsmann verdächtigt, der wahrscheinlich durch ein scharfes Schwert umgekommen war. Beide wurden für schuldig befunden. Cassim wurde am 27. Mai 1863 im Alter von 27 Jahren hingerichtet. Abdallah wurde zu Zwangsarbeit verurteilt und 1866 als gebrochener Mann nach Indien zurückgeschickt. Abdallah wurde als ein Mann mit einem angenehmen und freundlichen Charakter beschrieben. Seine schreckliche Geschichte hat Michael Gilcher wohl nie vergessen. Jahre später komponierte er das Tanzstück mit dem Namen "Abdallah". Die Originalnoten können die Besucher im Musikantenlandmuseum betrachten.

Grüße aus der Ferne wurden teilweise durch die Verwendung einer Geheimschrift vor neugierigen Blicken geschützt.