Walter Giers: Babel II, 1998 ⇒
Ursprünglich hatten alle Menschen dieselbe Sprache und den gleichen Wohnort. Als Gott jedoch sah, dass sie eine Stadt und einen Turm bauten, der bis in den Himmel ragt, verwirrte er ihre Sprache und zerstreute sie über die ganze Erde. (vgl. Gen. 11, 1–9)
Jene biblische Sage vom Turmbau zu Babel dürfte sicherlich als thematische Inspiration für das bedeutende Werk „Babel II“ von Walter Giers gedient haben. So sind in der Neuinterpretation des Medienkünstlers etwa einhundert alte Koffer um ein Metallgerüst herum zu einem zulaufenden Turm aufgestapelt. Jene Gepäckstücke, welche ursprünglich Menschen gehörten, die zu unterschiedlichen Zeiten aus verschiedenen Gebieten der Welt fliehen mussten, sind in ihrem Inneren mit Elektronik und Lautsprechern ausgestattet. Darüber werden in mehr als 45 Tonspuren gleichzeitig die Geschichten der Geflüchteten in deren jeweiliger Landessprache erzählt, wodurch ein schier unverständliches Stimmengewirr entsteht.