VR 360° - kusel

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verknüpfte Standpunkte

Aus der guten Stube in die weite Welt
Vom Caféhaus bis zur Marching Band
Vom Exerzierplatz in die Manege

enthaltene Informationen

Werkstatt von Rudolf Sander in Wolfstein

Die Ausstellung präsentiert auch weitgereiste Instrumente der Wandermusikanten. Unübersehbar ist allerdings ein für das Wandern ungeeignetes Schmuckstück, die gewaltige Subcontra-C-Tuba, die aus der Werkstatt von Rudolf Sander aus Wolfstein stammt. Ihre Ausmaße waren so außergewöhnlich, dass sie den Erbauer selbst eine Überraschung bereiteten – und zwar als das Instrument nicht durch die Tür seiner Werkstatt in Wolfstein passte. Um die Tuba ins Freie zu befördern, musste Sander einen Türpfosten abmontieren. Dies erledigte er nachts, damit seine Nachbarn nichts von seinem Missgeschick mitbekamen.

Piston in Hoch-C

Neben dem größten Blechblasinstrument fertigte Sander auch gleich das kleinste an: ein Piston in Hoch-C-Stimmung.

Hubertus Kilian

Seine Karriere als Wandermusikant begann Hubertus Kilian im zarten Alter von neun Jahren im Jahr 1836. Seine erste Reise führte ihn nach Frankreich, gefolgt von Aufenthalten in Spanien, England und Schottland. Doch es sollte nicht bei europäischen Destinationen bleiben: 1853 stellte er eine Kapelle für eine Australien-Tournee zusammen. Glück und Pech lagen auf dieser Reise nahe beieinander. Die Kapelle erzielte enorme Einnahmen und verlor diese wieder bei einem Banken-Crash. Allein die finanziellen Verluste des Kapellmeisters beliefen sich auf 8000 Mark, was ungefähr den Kosten für den Bau von zwei Häusern in der Westpfalz entsprach. Doch Kilian verzweifelte nicht. 1863 schloss er sich mit seiner Kapelle dem englischen General Charles George Gordon an, der mit einem Hilfskorps unterwegs nach China war. In China war Kilian äußerst erfolgreich und wurde sogar zum „Kaiserlich Chinesischen Militärkapellmeister“ ernannt. 1865 kehrte Kilian in die Pfalz zurück. Dank der in China erzielten Einnahmen konnte er in Eßweiler ein Gasthaus eröffnen. Seine Reisetätigkeit gab er jedoch nicht auf und erfreute in den folgenden 15 Jahren das spanische, französische, US-amerikanische und russische Publikum mit seiner Musik. 1880 besuchte Kilian erneut Australien und blieb dort, bis sich seine Kapelle 1887 auflöste, weil einige Mitglieder eine Karriere als Goldgräber vorzogen. Erst danach setzte sich Kilian als Wandermusikant zur Ruhe und führte bis zu seinem Tod im Jahr 1899 gemeinsam mit seiner Frau Philippine die Gastwirtschaft.

Phillipine Kilian

Philippine Kilian, die Ehefrau des berühmten Wandermusikanten Hubertus Kilian, begleitete ihren Mann 1853 auf seiner Reise nach Australien. Dort kamen auch die ersten zwei Kinder des Ehepaars zur Welt. Als ein Bankcrash fast die gesamten Einnahmen der Kapelle verschlang, entschlossen sich die Wandermusikanten, den englischen General Gordon nach China zu begleiten, wo Hubertus als Militärkapellmeister eingesetzt wurde. Seiner Ehefrau und den kleinen Kindern wollte er die Strapazen des Soldatenlebens nicht zumuten und schickte sie auf die Heimreise. Sie gingen an Bord des Pack­schiffs "Royal Standard", das Kurs auf Liverpool nahm. Auf halber Strecke Richtung Kap Hoorn kam es zu einer unheimlichen Begegnung: Im dichten Nebel rammte das Schiff einen Eisberg. Ramponiert gelang es dem Schiff dennoch, den Hafen von Rio de Janeiro zu erreichen. Alle Passagiere waren wohlauf. Den Jahrestag ihrer Errettung aus Seenot gedachte Philippine Kilian danach stets mit Gebet und Fasten.

Michael Gilcher

Der in Eßweiler geborene Wandermusikant Michael Gilcher (1822-1899) bereiste die Schweiz, Frankreich, Spanien, England, die Westindischen Inseln, Australien, Schottland und die USA. Gerade das letzte Land bekam eine große Bedeutung für seine Familie: Von den acht Kindern blieb nur sein ältester Sohn in Eßweiler. Die anderen bauten sich eine Existenz in Amerika auf. Alle Söhne, die nach Übersee ausgewandert waren, betätigten sich als Musiker.